Dortmund drohen Diesel-Fahrverbote

In Dortmund werden die zulässigen Grenzwerte für den Ausstoß von Stickstoffdioxid regelmäßig überschritten. Das könnte bald zu Diesel-Fahrverboten führen. Das Oberverwaltungsgericht Münster will im Januar eine Entscheidung treffen.

Was ist Stickstoffdioxid und warum ist es problematisch?

Stickstoffdioxid (NO2) wird vor allem durch den Straßenverkehr verursacht. Der Schadstoff wird beim Verbrennungsprozess im Motor freigesetzt und gelangt als Abgas in die Luft. Wegen seines stechend-stickigen Geruchs wird Stickstoffdioxid bereits in geringen Konzentrationen wahrgenommen.

Das giftige Stickstoffdioxid gelangt über die Abgase in die Luft.

Stickstoffdioxid gelangt auch in tiefe Bereiche des Atemtrakts. Insbesondere bei Asthmatikern, älteren Menschen und Kleinkindern kann eine hohe NO2-Belastung kurzfristig zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion führen. Darüber hinaus zeigen Studien, dass durch eine langjährige NO2-Belastung das Risiko von Herz- und Atemwegserkrankungen steigt.

Aus diesem Grund hat die EU 2008 auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Luftqualitätsrichtlinie beschlossen. Diese legt einen Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter fest. Seit 2010 muss der Grenzwert in allen EU-Mitgliedstaaten eingehalten werden.

Deutsche Umwelthilfe klagt gegen Dortmund

In Deutschland gelingt das längst nicht überall. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat deshalb gegen zahlreiche Städte geklagt – darunter Bielefeld, Hagen, Oberhausen und Wuppertal. Die Stadt Berlin hat wegen der Klage der DUH bereits Diesel-Fahrverbote eingeführt. Seit Oktober 2018 dürfen auf acht Straßenabschnitten keine Dieselautos bis einschließlich Euro 5 mehr fahren.

Auch Dortmund ist betroffen. Im März 2018 verklagte die DUH hat die Stadt wegen der anhaltenden NO2-Grenzwertüberschreitungen auf der B1 und in der Brackeler Straße. Die Kritik: Dortmund habe trotz der hohen NO2-Konzentration im Jahr 2016 keine kurzfristig wirksamen Maßnahmen in seine Luftreinhaltepläne aufgenommen.

“Masterplan Mobilität” soll für bessere Luft sorgen

Der Dortmunder Stadtrat hat daraufhin im März 2018 den “Masterplan Mobilität” beschlossen. Das vom Bund geförderte Projekt sieht Maßnahmen für einen nachhaltigen Verkehr vor, die für eine bessere Luft sorgen sollen. So sollen zum Beispiel der Radverkehr und der öffentliche Nahverkehr gefördert werden. Außerdem sollen E-Autos attraktiver werden. Dafür will die Stadt insgesamt 550 Ladestationen bauen, die in Straßenlaternen integriert werden sollen. Derzeit wird noch der Prototyp entwickelt. Der Aufbau der ersten Ladesäule soll noch in diesem Jahr erfolgen.

Außerdem hat der Stadtrat im März 2019 ein LKW-Fahrverbot für die B1 beschlossen, das allerdings noch nicht umgesetzt wurde. Der Arbeitsauftrag werde derzeit noch beim Tiefbauamt bearbeitet, teilte die Stadt auf Anfrage von KURT mit. Eine Arbeitsgruppe habe aber bereits eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h für die Auffahrt der B1 beschlossen, so die Stadt.

Wie es in der Brackeler Straße weitergeht, ist weiterhin unklar. Der Stadrat hat im Juli 2018 die Einführung von Tempo 30 und die Errichtung einer Busspur diskutiert. Derzeit wird auf der Brackeler Straße eine Umweltspur ausprobiert, die nur von E-Autos, Radfahrern und Bussen genutzt werden darf.

Trotz der Maßnahmen: NO2-Belastung noch immer zu hoch

Überschrittene Diesel Grenzwerte in Dortmund. Foto: Niko Wiedemann, KURT
In Dortmund werden die NO2-Grenzwerte regelmäßig überschritten.

Die Maßnahmen zeigen: In den letzten Monaten hat sich etwas getan. Trotzdem muss die Stadt weitere Schritte für die Luftreinhaltung unternehmen, um Diesel-Fahrverbote zu verhindern. Das zeigen die aktuellen Stickstoffdioxid-Messungen.

Demnach wird der zulässige NO2-Grenzwert an der Brackeler Straße noch immer überschritten. Dasselbe gilt für die B1. Die NO2-Belastung lag dort zwischen Dezember 2018 und Mai 2019 mit 42,4 Mikrogramm pro Kubikmeter deutlich über der Grenze von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Das Oberverwaltungsgericht Münster wird bereits am 14. Januar 2020 über den Luftreinhaltungplan der Stadt entscheiden. Dann klärt sich auch, ob Diesel-Autos weiterhin auf der B1 und auf der Brackeler Straße fahren dürfen.

Das halten Studierende von Fahrverboten

KURT hat Studierende auf dem Campus gefragt, was sie von Dieselfahrverboten halten.

Marlon, 24, Informatikstudent
“Dieselfahrverbote sollten so langsam mal kommen, damit die Luftverschmutzung abnimmt. Andere Städte zeigen, dass die Stickoxid-Werte durch Fahrverbote sinken”
Julian, 23, Raumplanung
“Die Verbote sind sinnvoll, wenn sie flächendeckend eingeführt werden. Ein Fahrverbot an einer Stelle führt aber nur dazu, dass sich der Verkehr auf andere Bereiche verlagert.”
Hendrikje, 25, Soziale Arbeit
“Ich glaube, dass Fahrverbote die Bevölkerung verärgern. Das kann ja nicht Sinn der Sache sein. Man sollte lieber an einem anderen Punkt ansetzen.”
Leonard, 26, Raumplanung
“Fahrverbote sind grundsätzlich erstmal ‘ne gute Sache. Man sollte es den Autofahrern möglichst schwer machen, in die Innenstädte zu kommen. Dabei sollte man aber flächendeckend vorgehen und nicht nur gegen eine Kraftstoffart. Meine Forderung ist, den Raum für Autos zu verringern und den ÖPNV konsequent auszubauen.”

Bildquelle: Pixabay / Gert Altmann

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