Corona-App: Hoch erfolgreich, aber noch ausbaufähig

16 Millionen Menschen haben sie schon auf dem Smartphone installiert: Die Corona-Warn-App. Das scheint für ein großes Interesse und Akzeptanz in der Gesellschaft zu sprechen. Trotzdem weigern sich noch viele Menschen, sie überhaupt zu installieren.  

Im Kampf gegen das Coronavirus haben die Bundesregierung und das Robert Koch-Institut (RKI) die Corona-Warn-App entwickelt, um Infektionsketten verfolgen zu können und zu unterbrechen. Bisher (Stand 17.7.) wurde die App rund 16 Millionen mal heruntergeladen und ist, wie die Tagesschau berichtet, laut Entwickler Peter Lorenz die erfolgreichste deutsche App aller Zeiten. Sie ist im App-Store und im Google-Play-Store auf dem 1. Platz der Charts.

Die Tracing-App informiert Nutzer*innen darüber, ob sie Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Wenn sie durch die App erkennen, dass sie ein Risiko haben, können sie ihr Verhalten anpassen und damit andere schützen. Wenn Nutzer*innen positiv auf das Coronavirus getestet wurden, können sie das Ergebnis (freiwillig) in die App eintragen. Diese Möglichkeit haben bisher rund 500 Menschen gehabt, teilte das RKI mit. Die Zahl bezieht sich auf die Anzahl der Nutzer*innen, die positiv getestet wurden und eine teleTANs beantragt haben. Durch die Eingabe dieser TAN weiß die App dann, wo sich die Infizierten aufgehalten haben. Wie viele Nutzer*innen am Ende die Angabe gemacht haben und wie viele durch die App gewarnt wurden, kann nicht gesagt werden.

Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom von Anfang Juli will jede*r zweite Smartphone-Nutzer*in ab 16 Jahren (53 Prozent) die App dauerhaft nutzen, das entspricht 28 Millionen Menschen. „Die Bevölkerung nimmt die Corona-Warn-App sehr gut an. Verglichen mit anderen Ländern hat Deutschland die mit Abstand höchste Nutzerzahl einer solchen Tracing-App“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg in einer Pressemitteilung.

Die Fehlermeldungen nerven

Zwar freuen sich die Entwickler über die 16 Millionen Downloads, allerdings ist nicht bekannt, wie viele Nutzer*innen die App wieder gelöscht oder nicht ordnungsgemäß installiert haben. Der Grund dafür, dass einige die App wieder löschen, könnte an den Fehlern liegen.

Wie bei jeder anderen (neuen) App hatte die Corona-Warn-App, die mithilfe der Telekom und SAP entwickelt wurde, zu Beginn einige Probleme. Es treten immer wieder bei vereinzelten Nutzer*innen Fehlermeldungen auf. Das geht aus den Rezensionen in den App-Stores hervor. Einige Nutzer*innen beschweren sich darüber, dass die Anzeige der aktiven Tage fehlerhaft sei. Oder es trete die Fehlermeldung „Region nicht verfügbar” auf. Wiederum andere beklagen, dass die App viel Akku verbrauchten würde.

Die Entwickler der App arbeiten laut RKI kontinuierlich daran, Fehlermeldungen, die bei der Nutzung auftreten, zu analysieren und die Probleme zu beheben. Einige Fehler könnten die Entwickler allerdings nicht beheben, hier ist es die Aufgabe der Betriebssysteme. Die Nutzer*innen können selbst auch auf die Fehler reagieren, manche lassen sich schon durch Aus- und Einschalten beheben.

Sorge um den Datenschutz

Warum Menschen die App erst gar nicht installiert haben, begründen laut der Bitkom-Umfrage die Teilnehmer*innen mit Zweifel an der Wirksamkeit der App (33 Prozent) und Bedenken um den Datenschutz (24 Prozent). Insgesamt wollen 46 Prozent der Deutschen die App nicht herunterladen, das geht aus der Umfrage des ZDF Politbarometers hervor.

Diese Bedenken scheinen aber unbegründet zu sein. Selbst Kritiker wie der Chaos-Computer-Club (CCC) sagen, dass die App keine Ortsinformationen übermittelt und Geodaten nicht auswertet. Außerdem werden personenbezogene Informationen weder gespeichert, noch weitergeleitet. Beim Vergleich mit ähnlichen Apps aus China, Südkorea oder Indien fällt auf, dass diese solche Datenschutzvoraussetzungen nicht haben und sogar zum Teil Bewegungsprofile anhand der GPS-Signale erstellen.

Anbindung an Labore und mehr Sprachversionen sollen kommen

In Zukunft soll es mit der App möglich sein, das Testergebnis des Labors direkt auf sein Smartphone zu bekommen. Aktuell ist es noch relativ kompliziert. Hierfür müssen die Nutzer*innen unter anderem Telefonate führen, um die TANs zu bekommen. Dieses Verfahren soll in Zukunft einfacher werden. Die dafür notwendige technische Anbindung der Labore ist laut RKI auf einem guten Weg. Inzwischen seien mehr als 60 Prozent der niedergelassenen Labore, die Polymerase-Kettenreaktion-Tests anbieten, angebunden.

Momentan können Menschen die App auf Deutsch und Englisch benutzen. In Zukunft soll sie auch unter anderem auf Türkisch, Arabisch, Polnisch und Russisch nutzbar sein. Außerdem ist die App nicht nur in Deutschland verfügbar, sondern auch in den App Stores bzw. Play Stores von 29 anderen europäischen Ländern, darunter Norwegen, die Schweiz und Groß-Britannien. Weitere Länder werden nach der Prüfung voraussichtlich noch dazukommen.

Foto: Victoria Freudenberg

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