Die Bundesregierung erkennt die vor mehr als 100 Jahren durch die deutsche Kolonialmacht im heutigen Namibia an den Volksgruppen der Herero und Nama verübten Verbrechen als Völkermord an.
Die Nachkommen ermordeten Herero und Nama will Deutschland in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen und offiziell um Vergebung bitten. Darauf haben sich Regierungsdelegationen aus beiden Ländern nach fast sechs Jahren Verhandlungen verständigt, wie Außenminister Heiko Maas am Freitag bekanntgab. “Ich bin froh und dankbar, dass es gelungen ist, mit Namibia eine Einigung über einen gemeinsamen Umgang mit dem dunkelsten Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte zu erzielen”, sagte er.
Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia und schlug Aufstände brutal nieder. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika begingen die Kolonialherren einen Massenmord, der als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gilt. Historikern zufolge wurden etwa 65 000 von 80 000 Herero und mindestens 10 000 von 20 000 Nama getötet.
Mit der Unterstützung von 1,1 Milliarden Euro sollen über einen Zeitraum von 30 Jahren vor allem Projekte der Landreform, Landwirtschaft, ländlichen Infrastruktur und Wasserversorgung sowie der Berufsbildung in den Siedlungsgebieten der Herero und Nama gefördert werden. Aus deutscher Sicht war es wichtig, jetzt noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen. Denn auch die beiden Parlamente sollen noch zustimmen.