Bier-Krise: So hart trifft Corona die Brauereien

Für die Bierbranche geht es seit Jahren abwärts: Die Menschen trinken und kaufen weniger Bier. Die Corona-Krise hat das nun verschärft. Wir haben Brauereien im Ruhrgebiet gefragt, wie es ihnen in der Pandemie geht.

Kein Stadionbesuch, kein Kneipenabend, keine WG-Party: In der Corona-Pandemie fallen viele Anlässe weg, zu denen wir Bier trinken. Das spüren auch die Brauereien. Bars und Restaurants nehmen keine Kästen ab, für Schützenfeste und Geburtstagspartys werden keine Fässer bestellt. “Das ist schon ein großer Einbruch, der uns sehr schwer zu schaffen macht”, sagt Thomas Raphael, Geschäftsführer der Bergmann-Brauerei. In der Stehbierhalle Phoenix West und am Bergmann-Kiosk in der Dortmunder Innenstadt schenkt der Betrieb normalerweise seine Biere aus. 2020 konnte der Kult-Kiosk wegen der Corona-Pandemie jedoch gar nicht öffnen. Schon vergangenes Frühjahr mussten die Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit, ab Mitte Februar droht ihnen das erneut.

Was ist die Bergmann-Brauerei?
Die Bergmann-Brauerei ist eine Kleinbrauerei in Dortmund. Die ursprüngliche Brauerei wurde 1796 gegründet. Sie schloss 1972 in einer Zeit, in der viele Brauereien aufgaben. Im Mai 2007 gründete Thomas Raphael die neue Bergmann-Brauerei und führte die Markentradition fort.

Bitburger Braugruppe: Corona-Folgen sind gravierend

Auch vielen anderen Brauereien machen die Gastronomie-Schließungen zu schaffen. Der Deutsche Brauer-Bund ist alarmiert. “Die Situation der Brauwirtschaft ist dramatisch und in der Nachkriegszeit ohne Beispiel”, erklärte Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Laut einer Umfrage des Verbands machten die Brauereien voriges Jahr im Schnitt 23 Prozent Verlust. Besonders betroffen sind Brauereien, die ihre Biere vor allem im Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft absetzen.

Die König-Brauerei in Duisburg, die zur Bitburger Braugruppe gehört, veröffentlicht ihre Umsatzzahlen für 2020 erst im März. Doch schon jetzt sind schwere Folgen absehbar. Die Pressestelle schreibt: “Mit insgesamt mehr als 50.000 Partnerbetrieben in der Gastronomie und starken Gastromarken wie König Pilsener hatten und haben die pandemiebedingten Schließungen der Gastronomie und das fast vollständige Erliegen des Veranstaltungs- und Festbereichs gravierende Folgen für die gesamte Bitburger Braugruppe.”

Kleinere Brauereien können flexibler reagieren

Thomas Raphael ist für seine Bergmann-Brauerei optimistisch. Foto: Privat

Dagegen kommen Brauereien, die stärker im Handel vertreten sind, besser durch die Krise. Auch die Bergmann-Brauerei hatte Glück im Unglück. “Wir hatten sowieso vor, 2020 mehr im Handel zu tun, deshalb haben wir das Personal im Vertrieb aufgestockt. Damit hatten wir Erfolg”, sagt Raphael.

Zudem wurde die Stehbierhalle kurzerhand in einen Brauereiverkauf umgewandelt. Der gilt als Getränkemarkt und darf deswegen auch im Lockdown öffnen. Raphael sieht seine Brauerei im Vorteil gegenüber den großen Marken: “Als kleines Unternehmen können wir in der Krise schnell und flexibel reagieren.” So habe Bergmann es geschafft, den Umsatz 2020 ungefähr auf dem Vorkrisen-Niveau zu halten.

Sinkender Bierkonsum macht Brauereien zu schaffen

Doch die zum Teil guten Verkaufszahlen im Handel können die Verluste der Branche nicht wettmachen. Laut dem Statistischen Bundesamt haben deutsche Brauereien und Bierlager 2020 insgesamt 8,7 Milliarden Liter Bier verkauft. Das sind 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr – der niedrigste Wert seit mehr als 25 Jahren. Die Zahlen zeigen jedoch auch: Das ist nichts Neues. Die Deutschen trinken seit Jahren weniger Bier. Im Vergleich zu 1993 ist der Verkauf um gut 22 Prozent gesunken.

Das hat laut Branchenkenner*innen verschiedene Gründe. Es gibt immer mehr ältere Menschen und die trinken durchschnittlich weniger Alkohol. Außerdem senken Rauchverbote in Kneipen, Werbebeschränkungen und Trinkverbote an öffentlichen Plätzen den Bierkonsum. Viele Menschen leben zudem gesünder. Sie möchten sich bewusst ernähren und sportlich sein – dazu passt kein Bierbauch. Mit Folgen für die Brauereien: Von der einst großen Biervielfalt in Dortmund etwa ist nicht viel geblieben. Bis auf Bergmann gehören alle Dortmunder Marken nun zur Radeberger Gruppe.

Der Biergeschmack scheint jedoch weiterhin beliebt zu sein, auch ohne den Alkohol. Die Produktion von alkoholfreiem Bier hat sich in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, berichtet das Statistische Bundesamt. Den sinkenden Bierkonsum hält sogar Brauer Thomas Raphael für vernünftig. “Man sollte schon noch Bier trinken. Aber es ist besser, man trinkt weniger und dafür besseres, von dem man weiß, wo es herkommt.”

Teaser- und Beitragsbild: pixabay/Caravel-Productions, lizenziert nach CC.

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