Produktivität trotz Homeoffice – wie ist das möglich?

Unkonzentriert und ständig abgelenkt: Beim Lernen im Homeoffice ist unser Gehirn vielen störenden Reizen ausgesetzt. Um sich gut auf die anstehenden Klausuren vorzubereiten, ist es wichtig zu verstehen, was uns hilft, konzentrierter zu arbeiten.

Das Handy nervt, E-Mails erscheinen auf dem Bildschirm, und es klingelt an der Tür. Solche Störungen am Arbeitsplatz haben einen erheblichen Einfluss auf unsere Leistungsfähigkeit. Mit diesem Problem müssen sich aktuell viele Studenten arrangieren.

Ablenkungen ignorieren ist nicht einfach

Auf dem Schreibtisch liegt das Lehrbuch. Wenn jetzt das Handy klingelt, sind wir plötzlich mit zwei Tätigkeiten beschäftigt. Unser Gehirn verarbeitet nicht mehr nur die Prozesse, die zum Lesen relevant sind. Unbewusst setzen wir uns nun auch noch mit der Störung auseinander. Und das passiert eher im ständigen Wechsel, als parallel. Multitasking gibt es sozusagen gar nicht. Zunächst verengt sich der Aufmerksamkeitsfokus. Das ermöglicht dem Gehirn, sich selektiv und gezielt mit dieser Störung auseinanderzusetzen.

Der Schall kommt im Ohr an. Reize werden weitergegeben. Signale erreichen das Gehirn. Wir nehmen den Klingelton wahr: Richtung. Lautstärke. Melodie. Blitzschnell verstehen wir: es ruft jemand an. Wir richten den Blick zum Handy. Sehen, wer anruft. Entscheidungsprozesse kommen in Gang. Schon jetzt sind wir abgelenkt. Nehmen wir den Anruf an, unterbrechen wir damit das Lesen, also unsere primäre Tätigkeit. Damit die wichtigen Informationen aus dem Buch dennoch nicht verloren gehen, arbeitet das Gehirn auf Hochtouren. Dabei hilft das sogenannte Arbeitsgedächtnis.

Viel Arbeit für das Arbeitsgedächtnis

Um zu wissen, was zu tun ist, um effektiv arbeiten zu können, muss man also verstehen, wie sich Ablenkungen und Unterbrechungen auf die Leistung des Arbeitsgedächtnis auswirken.

Psychologin Bianca Zickerick vom Institut für Arbeitsforschung (Foto: Privat)

Damit hat sich das Dortmunder Forschungsteam um Bianca Zickerick im Rahmen einer Studie auseinandergesetzt. Die Doktorandin am IfADo, dem Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, konnte mithilfe eines Versuchs herausfinden, dass Unterbrechungen schlimmer sind, als Ablenkungen. “Das liegt daran, dass Ablenkungen letztendlich ‘nur’ ignoriert werden müssen und Aufrechterhaltungsprozesse im Arbeitsgedächtnis nicht so sehr stören wie Unterbrechungen”, erklärt sie. “Diese Unterbrechungen sind immer sekundäre Aufgaben, die eine weitere Reaktion erfordern, wodurch zusätzliche Ressourcen beansprucht werden.”

Sie konnten also zeigen, dass es uns nach einer Unterbrechung (wie zum Beispiel einem Telefonat) schwerer fällt, sich wieder mit der ursprünglichen Aufgabe zu befassen.

Entscheidend ist das Arbeitsumfeld

Für eine gute Arbeitsatmosphäre beim Lernen ist es laut Bianca Zickerick besonders wichtig, Störquellen zu vermeiden. Denn diese “wirken sich in der Regel negativ auf unsere Leistung in einer Aufgabe aus. Mehr Fehler, fehlende Antworten und langsamere Reaktionen sind die Folge. Aber auch Stress, Gereiztheit und Angstzustände können damit einhergehen”, sagt sie.

Um eine konzentrierte Umgebung zu schaffen, müsse klar sein, was potentiell zum Störenfried werden kann. Das ist natürlich sehr individuell. Meist helfe aber es schon, das Handy stummzuschalten, oder es ganz auszuschalten. Auch E-Mail- oder Chat-Programme am Computer sollten in einen “Nicht-Stören”-Modus versetzt werden. So sind die gängigsten Störquellen eliminiert.

Tipps für eine effektive Klausurenphase

Aus ihren Forschungsergebnissen leitet die Psychologin Bianca Zickerick die folgenden Tipps für Eure Klausurenphase ab:

Abgegrenzter Arbeitsplatz
Für eine störungsarme Umgebung ist es hilfreich, wenn der Arbeitsplatz vom Wohnbereich abgetrennt ist. Da das zum Beispiel in studentischen Ein-Zimmer-Wohnungen nicht immer möglich ist, empfiehlt es sich, zum Beispiel nicht direkt in der Nähe des Fernsehers zu arbeiten.
Lernen trotz Wohngemeinschaft
Wer in einer WG wohnt, kann ein “Bitte nicht stören”-Schild an die Zimmertür hängen. Für den Haussegen ist es darüber hinaus auch sinnvoll, bereits im Vorhinein abzusprechen, wann Ihr Ruhe braucht.
Pausen machen
Insgesamt sollte darauf geachtet werden, regelmäßig Pausen zu machen, in denen Ihr Euch bestimmten Störquellen, wie dem Handy, zuwenden könnt.
Richtig unterbrechen
Wenn Ihr abgelenkt werdet, dann solltet Ihr einen Arbeitsschritt abschließen, also zum Beispiel erst den Absatz zu Ende lesen.
Erinnerungshilfen
Um den mentalen Wiedereinstieg in den Lernstoff so einfach wie möglich zu gestalten, können Erinnerungshilfen unterstützen. Bevor Ihr das Lernen unterbrecht, könnt Ihr zum Beispiel eine kurze Notiz schreiben, um nachher nicht den Überblick zu verlieren.
Schnell zurück zur Aufgabe
Sollte es dennoch zu einer Ablenkung oder gar einer Unterbrechung der Arbeit kommen, ist es wichtig, sich so schnell wie möglich wieder der eigentlichen Aufgabe zu widmen.

Die digitale Prüfungsphase an der TU Dortmund beginnt am 15.02.2021.

Teaser- und Beitragsbild: energepic.com von Pexels | Lizenziert nach CC-BY

Weitere KURT-Artikel zur Prüfungsphase:

Auf einen Blick: So funktioniert die digitale Prüfungsphase

So geht effizientes Lernen im Studium

Semesterbeginn: Zehn Tipps, wie’s klappt

Ein Beitrag von
Mehr von Malte Harzem
Coronavirus in Dortmund: Inzidenzwert wieder unter 50
Erstmals seit Oktober 2020 liegt der Inzidenzwert für die Stadt Dortmund laut...
Mehr
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert