Während das öffentliche Leben weiter still steht, sind Autokinos die einzige Alternative, Veranstaltungen mit mehr als zwei Personen zu organisieren. Seitdem sie in den 70ern Kultstatus erreicht hatten, kamen Autokinos aber immer mehr aus der Mode. In Deutschland feiern sie gerade ihr Comeback.
„Ich war echt fasziniert von der Atmosphäre”, erzählt Janine Bassow. Die 20-jährige Studentin aus Düsseldorf hat in der vergangenen Woche eines der neuen Autokinos in Nordrhein-Westfalen besucht. Gemeinsam mit einer Freundin war sie in Herne: „Wir haben uns recht kurzfristig für einen Film entschieden und waren froh, dass wir noch Karten bekommen haben”, berichtet sie. Denn in Iserlohn waren alle Tickets schon vergriffen.
Autokinos kannte Janine Bassow bisher nur aus alten Hollywoodfilmen: „Ich hatte durch die Filme so eine romantische Vorstellung im Kopf, wie es in einem Autokino ist. Man sieht ja immer die Jugendlichen in den Cabrios, die Popcorn essen und die Filme auf einer riesigen Leinwand schauen.”
130 Autos haben im Herner Autokino Platz
Dass es nicht ganz so werden würde wie in Hollywood, wusste sie schon, denn in den Autokinos müssen derzeit wegen Corona alle Fenster und Türen geschlossen bleiben. „Aber als wir dann in unserem Auto saßen, die Rückenlehne nach hinten machten und den Film schauten, war es wirklich etwas Besonderes und eigentlich auch viel cooler als ein normaler Kinobesuch.”
In Herne steht der Parkplatz vor der Eishalle zur Verfügung, auf dem circa 130 Autos parken können. Die Studentin war überrascht, wie trotz der vielen Autos alles so reibungslos ablaufen konnte: „Es war sehr gut organisiert und wir mussten nirgendwo lange warten. Selbst das Herausfahren am Ende des Films lief richtig geordnet.”
Alles funktioniert kontaktlos
Auch in Dortmund gibt es ein Autokino, das erst durch die Coronakrise entstanden ist. „Es ist momentan die einzige Möglichkeit, überhaupt Veranstaltungen stattfinden zu lassen”, sagt Philip Hartmanis von Neovaude, der Kommunikationsfirma, welche das Autokino veranstaltet.
„Anfangs waren wir unsicher, ob ein Autokino jetzt das richtige Signal ist, wenn die Leute eigentlich zu Hause bleiben sollen”, berichtet er. Doch die Autokinos haben einen entscheidenden Vorteil: Alles kann kontaktlos ablaufen. Die Tickets werden online gebucht und dann durch die geschlossene Fensterscheibe kontrolliert.
So könne auch gleich kontrolliert werden, ob nur zwei Personen in einem Auto sitzen. „Ausnahmen sind natürlich Familien mit Kindern. Aber wir hatten bisher noch keinen Fall, in dem mehr Personen als erlaubt in einem Auto saßen”, so Philip Hartmanis.
Die Dortmunder Kommunikationsfirma hatte schon vor Corona ein Autokino in der Planung. „Durch die Coronakrise haben wir das jetzt sehr schnell umgesetzt”, sagt Philip Hartmanis. Das sei auch deshalb möglich, weil Autokinos keinen großen Vorlauf brauchen: „Die Leinwand ist das einzige, was vorher aufgebaut werden muss.”Die Frequenz muss stimmen
Den Ton für die Filme empfangen die Autos über die Radios. Dafür müssen die Besucher an ihren Radios eine bestimmte Frequenz einstellen, die vorher auf der Leinwand erscheint. „Ich war richtig überrascht, wie gut die Qualität war. Wir haben alles super verstanden”, erzählt Janine Bassow.
Damit das funktioniert, muss die Zündung der Autos die ganze Zeit an sein. „Nach dem Ende des Films wurde direkt eingeblendet, dass die Veranstalter Starthilfe geben können, falls eine Batterie leer ist”, berichtet Janine Bassow. Ihr Auto lies sich zum Glück problemlos starten.
Janine Bassow kann verstehen, warum die Autokinos in Deutschland jetzt ihr Comeback feiern: „Autokinos sind gerade die einzige Möglichkeit, überhaupt rauszukommen. Auch für mich war es das erste mal seit Wochen, dass ich etwas unternommen habe.” Da sei es auch fast egal, welcher Film gezeigt wird. „Und ich glaube, es ist auch für Leute, die zur Risikogruppe gehören, eine gute Ablenkung. Denn in seinem eigenen Auto fühlt man sich sicher.”
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