Impflücke: Mehr Impfzertifikate als Impfungen

In Deutschland gibt es rund 42 Millionen digitale Impfzertifikate mehr, als Menschen, die geimpft wurden. Dies geht aus einer Anfrage der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) an das Bundesgesundheitsministerium hervor. 

Seit Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 wurden in Deutschland 204 Millionen digitale Impfzertifikate ausgegeben (Stand Freitag, den 21.01.22). Die Gesamtsumme aller Erst-, Zweit- und Drittimpfungen bis zu diesem Montag beträgt allerdings nur 162 Millionen, wie das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) mitteilte.

Das Ministerium erkennt dem Bericht zur Folge in dieser Diskrepanz zwischen ausgegebenen Zertifikaten und tatsächlichen Impfungen keinen Hinweis auf eine Flut gefälschter Impfpässe. Auch das millionenfache Unterschlagen von Impfungen wird als unwahrscheinlich eingestuft. Gerade zu Beginn der Impfaktion seien “viele Zertifikate automatisch durch Impfzentren erstellt und an die geimpften Personen geschickt” worden, heißt es in dem Bericht. Zeitgleich hätten sich viele geimpfte Personen in den Apotheken ein Zertifikat ausstellen lassen. Demnach seien viele Impfzertifikate doppelt ausgegeben worden. Außerdem sei es möglich, dass viele Zertifikate mehrfach ausgestellt wurden, zum Beispiel, wenn eine Person ihr Zertifikat verloren hat.

Allerdings ist die Differenz im letzten Monat erheblich angewachsen. Mitte Dezember betrug der Überhang an Impfzertifikaten noch knapp 26 Millionen. Mittlerweile ist diese Zahl auf ungefähr 42 Millionen angewachsen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) rechnet laut NOZ aktuell nicht mit einer “Untererfassung” der Impfungen. Gegenüber der Zeitung verwies ein KBV-Sprecher darauf, dass nur das Robert Koch-Institut (RKI) über die Daten verfüge, um diese Lücke zu erklären. Das RKI hat bislang noch keine Stellungnahme veröffentlicht.

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