Wieder einmal wachsen der Datenkrake Facebook neue Tentakeln. Mit dem neuen Zwangsupdate für WhatsApp will der Konzern noch mehr Daten abgreifen. Das Vorgehen ist nicht nur dreist – sondern auch gar nicht mal so schlau. Eine Glosse.
Eine „Verbesserung des Services“ möchte Facebook seinen WhatsApp-Nutzern bieten. „Zahlreiche Beschwerden” hätte es doch über die Funktionalität des Messengers gegeben. Und da kann der Konzern doch nicht untätig bleiben. Ein Update muss her! Und für die nebulösen Probleme gibt es passenderweise eine einfache Lösung: Auf WhatsApp gesammelte Daten mit Facebook zu teilen! Klar, laut Facebook sollen die abgegriffenen Daten nicht für personalisierte Anzeigen verwendet werden. Aber wenn ein Sprecher das „garantiert“, versteht der Kopf eher „Niemand hat die Absicht…“.
Diese Leistung der PR-Abteilung ist fast schon bemitleidenswert. Da will man doch tatsächlich einen derartigen Eingriff in die Privatsphäre der User lässig mit der Lieblingphrase des Turbokapitalismus erklären. Weniger Mitleid als vielmehr Wut empfinden verständlicherweise viele Nutzer. Das Ergebnis: Inzwischen stehen etliche Konkurrenten in den Download-Charts der großen Stores weiter vorn als WhatsApp.
Daten liefern oder sich verabschieden
Und die Gefahr des großen Exodus befeuert Facebook ungewollt selbst: Denn wer dem Update nicht zustimmt, muss in Zukunft draußen bleiben. Einen großen Verhandlungsspielraum haben die Nutzer nämlich nicht. Akzeptieren oder ade sagen. Fressen oder sterben. Das zynische Kalkül: Die meisten Nutzer werden fressen – und die paar Datenschutzfanatiker, die über die Klippe springen, fallen nicht weiter ins Gewicht. Und am Ende gib es mehr Daten für die Krake als zuvor.
Keine allzu gewagte Überlegung – schließlich hatten die Nutzer bis jetzt immer brav gefressen. Jetzt aber könnte sich der Möchtegernmonopolist in seiner selbstgefälligen Narrenfreiheit geschnitten haben.
Verzweiflungshandlung: Ein Spiel auf Zeit
Diesen regelrechten Useraufstand hat man auch bei Facebook bemerkt. Und siehe da, die neuen AGB sollen erst am 15. Mai in Kraft treten. Anscheinend sind die Beschwerden über die Funktionalität doch nicht so dringend.
Der Grund für die Verzögerung? In der Zeit soll an einer verständlicheren Formulierung der Geschäftsbestimmungen gearbeitet werden. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Konzern schlichtweg Gras über die Sache wachsen lassen will. Aber wer weiß, vielleicht schafft es ja WhatsApp doch, sich ernsthaft zu erklären. Dazu müsste die PR-Abteilung allerdings einen deutlich besseren Job machen als beim ersten Versuch.
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